Fragen Sie sich, warum Vertrauen aufbauen für Unternehmen wichtig ist – und wie Sie dieses in Ihrem eigenen Unternehmen stärken können?
Dieser Beitrag soll Ihnen dabei helfen, Vertrauen in Ihrem Unternehmen aufzubauen. Dabei bilden die 3 zentralen Eckpfeiler eine klare Struktur, um Sie dabei zu unterstützen, vertrauensbildenden Maßnahmen zu definieren und umzusetzen.
Aber machen wir zunächst einen kleinen Exkurs, um zu verstehen, was vertrauen ist, wie es entsteht und welche Auswirkungen unsere Maßnahmen haben können.
Was ist Vertrauen?
„Vertrauen ist die Erwartung, sich auf die Taten und Aussagen andere Personen oder Gruppen verlassen zu können.“ (Rotter 1967)
Daher ist Vertrauen ein Kernelement jeder Zusammenarbeit.
Wenn wir vertrauen, stehen uns nur Teilinformationen zu Verfügung. Das bedeutet: Wir gehen mit jeder Aktion und jeder Entscheidung ein hohes Risiko ein. Aus diesem Grund sind wir meistens sehr verletzt oder verärgert, wenn unser Vertrauen enttäuscht wurde.
Vertrauen ist nicht gleich Vertrauen
Um Vertrauen aufzubauen ist es auch wichtig zu verstehen, dass wir kontextbezogen vertrauen können.
Spezifisches Vertrauen
Spezifisches Vertrauen entsteht in einer konkreten Situation oder im Umgang mit einer bestimmten Person.
Wenn Ihre Erfahrung in der konkreten Situation positiv war, werden Sie mit höchster Wahrscheinlichkeit bei einer ähnlichen Situation Vertrauen aufbauen.
Das gleiche gilt für Erfahrungen mit einer bestimmten Person. Wenn diese Person Ihre Erwartungen meist erfüllt hat, werden Sie Ihr voraussichtlich vertrauen.
Generalisiertes Vertrauen
Generalisiertes Vertrauen hingegen baut sich mit der Zeit auf. Dieses Vertrauen ist sehr individuell und bildet sich aus Ihrer allgemeinen Erwartungshaltung.
Dazu gehört:
- wie vertrauenswürdig Sie Menschen im Allgemeinen einstufen
- wie Sie Sachverhalte in der Summe einschätzen
Diese Informationen sammeln Sie Ihr Leben lang. Alle Erfahrungen werden dann quasi addiert, um in neuen und unbekannten Situationen zu entscheiden. Jede neue Erfahrung bestätigt oder verändert den Status quo.
Vertrauen kann daher aufgebaut, aber auch zerstört werden. Die gute Nachricht dahinter:
Zerstörtes oder gestörtes Vertrauen kann wiederaufgebaut werden!
Wie entsteht Vertrauen?
Wir entscheiden innerhalb von 20 Sekunden, ob wir einem neuen Kontakt vertrauen oder nicht. Dazu erstellen wir ein Verhaltensmuster für die Person. Dieses Muster sagt uns, ob diese Person unsere Erwartungen erfüllen wird oder nicht.
Hierzu legen wir für unser Gegenüber fest, wie er/sie sich verhalten wird und bestimmen auch die Gründe und Motive dafür.
Um dieses Muster zu bestimmen, benötigen wir vor allem zwei Dinge:
- die Vorstellungskraft, wie Menschen sich verhalten werden
- die Möglichkeit, sich in den anderen hineinzuversetzen, um das WARUM und damit die Absichten zu erkennen.
Wissenschaftlich ist noch nicht vollständig geklärt, wie Vertrauen entsteht, aber wenn wir vertrauen, sinkt unsere Angst. Der Grund hierfür scheint das Hormon Oxytocin zu sein. Es wird bei jeder empathischen Handlung ausgeschüttet. Außerdem animiert uns das Hormon zur Zusammenarbeit und gegenseitigen Unterstützung – was definitiv ein Pluspunkt für die Zusammenarbeit ist.
Bestätigt ist auch, dass unsere äußere Hirnrinde (Neocortex) das abstrakte Denken bzw. die Vorstellungskraft übernimmt. Wie genau der Prozess angestoßen wird, ist jedoch noch nicht geklärt.
Vertrauen aufbauen: die 3 Eckpfeiler von Vertrauen
Aus dem Wissen, was Vertrauen ist und wie es entsteht, lassen sich die 3 Eckpfeiler verständlich ableiten. Um Vertrauen aufzubauen, brauchen wir:
- Empathie
- Logik
- Authentizität
Wie oben im Beitrag erwähnt, müssen Sie die Erwartungen Ihres Gegenübers oder Ihres Teams erfüllen, damit Ihnen Vertrauen geschenkt wird. Der hier dargestellte Ansatz von Frances Frei (Technology and Operations Management in Harvard Business School), unterstützt den Vertrauensaufbauprozess, indem er unserem Gegenüber hilft, sein Verhaltensmuster zu gestalten und zu festigen.
Eckpfeiler 1: Empathie
Empathie hilft uns dabei, uns in andere Personen oder sogar Gruppen hineinzuversetzen. Dadurch lernen wir, was sie fühlen und was sie von uns erwarten. Gleichzeitig erfahren wir, vorauf wir im Umgang mit unseren Mitmenschen achten sollten.
Wenn wir empathisch arbeiten wollen, müssen wir Zeit mit unserem Gegenüber oder Team verbringen und zuhören. Sonst ist es uns gar nicht möglich, uns in andere hineinzuversetzen. Dadurch schenken wir gleichzeitig Wertschätzung, weil sich unsere Aufmerksamkeit auf unsere Teamkollegen richtet. Außerdem geben wir den anderen die Möglichkeit, unser Verhalten besser einzuschätzen.
Das Ziel: gemeinsam Zeit verbringen und einander zuhören
Hierbei geht es in erster Linie um klassischen Small Talk. Er dient dazu, Ihre Teamkollegen besser kennenzulernen und zu verstehen. Wenn Sie daraus ein Ritual machen, werden mit der Zeit auch schwierigere Themen offener angesprochen; und das ist Gold wert. Externe Teambuildingmaßnahmen erreichen noch nicht einmal zehn Prozent des Vertrauensaufbaus im Vergleich zu solchen Ritualen.
Hier einige Ideen, um Empathie beim Aufbau von Vertrauen zu nutzen:
- Morgenrunde: Drehen Sie eine kurze Runde und sagen Sie „Hallo“.
- Kaffeepause: Installieren Sie eine feste gemeinsame Kaffeepause.
- Bin dann mal weg: Verabschieden Sie sich, bevor Sie Feierabend machen.
- persönlicher Geburtstagsgruß: Gratulieren Sie Ihren Kollegen und Mitarbeitern persönlich. Die Personalabteilung kann die Termine verwalten, aber der Gruß sollte persönlich von Ihnen überreicht werden.
- Regelmäßig zusammen feiern: Feiern Sie Ihre Erfolge. Es gibt so viele Möglichkeiten wie z. B. das Erreichen des Monats- oder Jahresziels, das Gewinnen großer Aufträge oder das Bestehen eines Audits. Oder nutzen Sie die Gelegenheit, einfach mal nur den Sommer mit einem Sommerfest gemeinsam zu genießen.
- Meetings: Achten Sie darauf, dass jeder ausredet und dem Sprecher zugehört wird. Und planen Sie etwas Zeit vor den eigentlichen Meeting-Start ein, damit sich alle kurz austauschen können.
- Nikolaus, Ostern etc.: Nutzen Sie Anlässe, die in unserer Gesellschaft fest verankert sind, als weitere Wertschätzungschance.
- Bilden Sie Team-Treffpunkte: Das kann ein Tisch oder Schrank mit Obst oder Süßigkeiten sein. Hierdurch wird ein sozialer Austausch bewusst gefördert.
Es gibt viele andere Möglichkeiten, aber mit diesen können Sie sofort starten. Es muss keine außergewöhnliche Idee sein. Wichtiger ist, dass Sie einfach starten und Maßnahmen umsetzen.
Eckpfeiler 2: Logik
Wenn wir vertrauen, wollen wir uns auf die Taten unseres Gegenübers verlassen. Es ist daher hilfreich, wenn wir die Logik hinter den Maßnahmen verstehen. Hier spielen die Kommunikation und die fachliche Weiterbildung eine große Rolle.
Weiterbildung fördern
Je tiefer unser Verständnis für eine Aufgabe oder ein Thema, desto einfacher fällt es uns, Zusammenhänge zu sehen und zu verstehen. Daher ist eine kontinuierliche Weiterbildung aller Mitarbeiter unerlässlich.
Gerade wenn Unternehmen Mitarbeiter befördern, wird dies oftmals unterschätzt. Ein guter Verkäufer ist nicht unbedingt ein guter Abteilungsleiter. Er braucht hier Unterstützung. Weiterbildungsmaßnahmen könnten z.B. sein:
- Präsentationstechniken
- Konfliktmanagement
- Mitarbeitergespräche führen
- Selbstmanagement
- Führungskompetenz etc.
Verständlich kommunizieren
Um die Logik gut zu übermitteln, müssen Sie verständlich und nachvollziehbar kommunizieren. Storytelling erfreut sich deswegen so großer Beliebtheit. Wir Menschen können Abfolgen und Bilder am besten verstehen. Nun ist nicht jeder der geborene Geschichtenerzähler, daher komme ich z. B. lieber sofort auf mein Ziel zusprechen und unterfüttere das mit Argumenten.
Häufig widersprechen sich auch die unterschiedlichen Maßnahmen im Unternehmen. Oder der logische Zusammenhang der verschiedenen Maßnahmen ist nicht genau definiert und erklärt.
Eine gute Kommunikation zeigt z. B. die Zusammenhänge von strategischem Ziel und den Maßnahmen oder Projekten auf. Ich nutze diese Skizze, um mir die Zusammenhänge bewusst zu machen; den roten Faden zu verdeutlichen und zu kommunizieren, ist dann auch einfacher.
Eckpfeiler 3: Authentizität
Nun kommen wir zum schwierigsten Teil: authentisch sein!
Um authentisch zu sein, müssen wir wissen, wer wir sind und uns trauen, dazu zu stehen.
Wir haben zwar meistens eine Vorstellung davon, wer wir sein wollen oder müssen, aber nicht davon, wer wir sind.
Auf der anderen Seite stehen wir vor dem Druck, einem bestimmten Bild zu entsprechen. Dieses Bild wird durch uns selbst, den Mitarbeitern und Vorgesetzten geprägt. ICH zu sein ist da sehr schwer.
Authentizität fördern
Das Ziel ist es im Unternehmen Arbeitsbedingungen zu schaffen, die Authentizität fördern.
Und so können Sie Authentizität fördern:
1. Bewusstsein der unterschiedlichen Stärken entwickeln:
Wer kann was besonders gut? Sprechen Sie im Team darüber. Helfen Sie Ihren Teammitgliedern, Ihre Stärken herauszufinden und einzusetzen.
2. Ehrlichkeit leben und fördern – kein Verstecken und Anklagen:
Nicht alle Projekte verlaufen positiv – und manchmal hat man aufs falsche Pferd gesetzt. Fehler sehen, akzeptieren, darüber sprechen und konstruktiv damit umgehen sollte das Ziel sein. Sich ärgern ist okay, aber dann schnell zurück zur Lösung und am besten gemeinsam daraus lernen.
3. Für Ihre Werte stehen und entsprechend handeln:
Mitarbeiterbeteiligung oder Zusammenarbeit kann gelebt werden, wenn Sie entsprechende Maßnahmen definieren und umsetzen. Guter Zusammenhalt und gute Zusammenarbeit sind auch zwei verschiedene Wertvorstellungen. Sie erfordern unterschiedliche Maßnahmen. Seien Sie sich also Ihrer Unternehmenswerte zu 100 Prozent bewusst. Und vergessen Sie die Umsetzung Ihres Leitbildes nicht.
Fazit
Wem und wann wir Vertrauen, ist ein individueller und erlernter Prozess. Dieser ist daher von Person zu Person sehr unterschiedlich. Vertrauen aufbauen in Unternehmen ist ein kontinuierlicher Prozess. Der Prozess muss sich außerdem dem aktuellen Umfeld anpassen.
Das bedeutet folglich: Damit das Aufbauen von Vertrauen im Unternehmen dauerhaft gelingt, sollten Sie kontinuierlich an den 3 zentralen Eckpfeilern – Empathie, Logik, Authentizität – arbeiten.
Ich wünsche Ihnen eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Bildquellen:
- vertrauen-aufbauen: Bild von Gerd Altmann auf Pixabay