Uneinigkeit und endlose Diskussionen schreckt viele von einer Zusammenarbeit in Teams ab. Gemeinsam Entscheidungen treffen zu können, ist aber die Basis jeder guten Zusammenarbeit. Gehen Sie hier nicht strukturiert vor, führt das zu unnötigen Konflikten und endlosen Diskussionen. Damit Ihnen das nicht so ergeht, möchte ich Ihnen vorstellen, wie Sie in 4 Schritten zur einer Teamentscheidung gelangen.
Schritt 1: Rahmenbedingung festlegen
Für eine schnelle Teamentscheidung sollten Sie zunächst ein paar Rahmenbedingungen klären. Dazu gehören grundsätzliche Parameter, wie das Abholen und Mitnehmen aller Teammitglieder und das Vorbereiten auf Kompromisse. Auch, sich strukturiert Richtung Teamentscheidung zu bewegen, gehört dazu.
In unserem Beitrag Wie Sie als Team gemeinsam Entscheidungen treffen bin ich bereits detailliert auf einige Rahmenbedingungen eingegangen. Der genannte Beitrag wird Ihnen helfen, die Teammitglieder abzuholen und sich auf Kompromisse vorzubereiten.
In diesem Artikel möchte ich nun etwas näher darauf eingehen, wie Sie jedes Teammitglied auf dem Weg mitnehmen.
Alle Teammitglieder mitnehmen
Sollen alle Teammitglieder eingebunden sein, müssen sie dafür sorgen, dass alle ihren Beitrag leisten und mitdiskutieren – sonst wird es schwer.
Oft erlebe ich, dass bestimmte Personen einen sehr hohen Redeanteil haben und andere wiederrum gar nichts sagen. Und weil sich keiner mehr zu Wort meldet, glauben die Teammitglieder mit dem höchsten Redeanteil, dass die Teamentscheidung bereits getroffen wurde.
Meiner Erfahrung nach ist das allerdings eher selten der Fall. Dass sich keiner äußert, hat die unterschiedlichsten Gründe:
- die Teammitglieder trauen sich nicht, etwas zu sagen
- sie kommen gar nicht dazwischen oder
- sie glauben, dass sowieso keiner auf sie hört.
Eine nachhaltige Teamentscheidung entsteht aber nur dann, wenn sich alle an den Diskussionen beteiligen und ihre Meinung äußern. Achten Sie genau darauf! Der eine oder andere wird in laufenden Diskussionen monieren, dass die Entscheidung längst getroffen wurde. Bleiben Sie trotzdem standhaft, bis alle sich geäußert haben.
Zwei Methoden, die Ihnen erleichtern, alle zu beteiligen und mitzunehmen
Wenn Sie die Teammitglieder abholen und auf Kompromisse vorbereiten, haben Sie gute Rahmenbedingungen geschaffen, um den nächsten Schritt Richtung Teamentscheidung aktiv anzugehen.
Schritt 2: Vorbereitung der Teamentscheidung
Bereiten Sie sich bewusst auf die Teamentscheidung vor. Am besten trennen Sie auch die Meetings nach Vorbereitung und der eigentlichen Teamentscheidung.
Denn die Vorbereitung der Entscheidung bestimmt, ob sie zielgerichtet auf die Teamentscheidung zusteuern oder in endlosen Diskussionen enden.
Eine gute Vorbereitung visualisiert die verschiedenen Lösungsoptionen und minimiert die Auswahl der Lösungen. Sie hilft Ihnen, die Lösungskomponenten klar auszuarbeiten und den Teammitgliedern, sich langsam anzunähern.
Die Vorbereitungsphasen als Übersicht:
- Lösungsideen strukturieren (Zeit, Inhalt, Ressourcen)
- Alle Lösungsideen vorstellen
- Gemeinsames Verständnis für das Ergebnis und Ziel entwickeln
- Lösungsideen minimieren
- Lösungsoptionen für die Entscheidung visualisieren
Diese zwei Methoden helfen den Teams, sich anzunähern und Lösungsoptionen zu minimieren:
Pro-Contra-Liste ersetzen
Es ist nicht einfach, sich für eventuelle Auswirkungen in der Zukunft zu entscheiden, da wir nur Annahmen treffen können. Hier spielt häufig die Verlustangst eine große Rolle. Um mehr Sicherheit zu gewährleisten, tauschen Sie die Pro-Contra-Liste gegen eine Was-Gewinnen-Was-Verlieren-wir-Liste aus.
Sie werden schnell den veränderten Blickwinkel bemerken. Der Vorteil ist: Rationale Gründe können von emotionalen Gründen gut differenziert werden. Danach kann die richtige Argumentation ausgewählt werden. Meiner Erfahrung nach finden die Gruppen so gezieltere Ansätze, um Lösungskonzepte zu vermitteln.
Benjamin-Franklin-Liste
Falls Sie lieber mit der Pro-Contra-Liste arbeiten, können Sie die Benjamin-Franklin-Liste anschließend nutzen, um sich der Teamentscheidung anzunähern.
So geht’s: Schreiben Sie alle Pros in einer Übersicht. Nun bewerten Sie alle Pros auf einer Skala von 1 bis 5 Punkten. Anschließend bilden Sie eine Summe und teilen die Zahl durch die Anzahl der Pros (pro Option). Dieses hilft den Teams, die Auswirkungen der Lösungen besser einzuschätzen, denn so sind die Vorteile gewichtet. Nicht jedes Pro-Argument ist immer relevant.
Schritt 3: Teamentscheidung treffen
Nun sind Sie vorbereitet und können die Teamentscheidung treffen. Sehen Sie sich noch einmal die Lösungsoptionen, Bewertungen und Begründungen an. Klären Sie notfalls Verständnisfragen. Gehen Sie dann direkt zur Entscheidungsfindung über.
Mehrheitsentscheidungsverfahren
Das bekannteste Verfahren ist der Mehrheitsbeschluss: Die Teilnehmer bewerten mit ‚Ich bin dafür‘ oder ‚Ich bin dagegen‘. Die Lösung mit den meisten Stimmen erhält den Zuschuss.
Hier ist es wichtig, dass Sie klären, ob es ein offenes oder anonymes Wahlverfahren werden soll. Halten Sie schriftlich fest, wie der Beschluss gefasst wurde.
Das könnte wie folgt aussehen:
-
- Mehrheitsbeschluss mit 70 Prozent der Stimmen angenommen oder
- Mehrheitsbeschluss mit einem Veto angenommen
Konsens-Verfahren
Hier stimmen Sie nicht einfach für ja oder nein, sondern Sie bestimmen, welche Lösung den geringsten Widerstand erfährt.
Dazu wählen alle Teammitglieder bei den verschiedenen Lösungen zwischen:
-
- 10 = ich stimme gar nicht zu
- 0 = ich stimme 100 Prozent zu
Zählen Sie dann alle Punkte zusammen. Die Lösung mit der niedrigsten Punktezahl wird umgesetzt.
Von mir angepasstes Konsens-Verfahren
Ich erlaube mir hier, dieses Verfahren etwas anzupassen. So gehen Sie dafür vor: Listen Sie alle Lösungsoptionen auf und stellen Sie diese kurz vor. Stimmen Sie danach direkt ab. Die Abstimmung kann offen oder anonym erfolgen.
Wählen Sie bei den verschiedenen Lösungen zwischen:
-
- 0 = ich stimme gar nicht zu
- 10 = ich stimme 100% zu
Addieren Sie nun alle Werte. Teilen Sie diese danach durch maximale Punkteanzahl (Anzahl Teilnehmer x 10) und ermitteln Sie wie viel Prozent Zustimmung Sie für die Lösungen erhalten haben bzw. welche Lösung die höchste Zustimmung erhalten hat.
Lösungen, die nicht mindestens 50 bis 60 Prozent Zustimmung erhalten, sollten Sie nicht umsetzen. Arbeiten Sie lieber an der Lösung, und wählen Sie erneut. Oftmals reichen einige wenige Anpassungen. In dieser Phase wird die o. g. Was-Gewinnen-Was-Verlieren-wir-Liste hilfreich sein.
Meistens ist es notwendig, die Teamentscheidung zu kommunizieren. Klären Sie dies bitte ab. Wenn Sie es kommunizieren wollen, sollten Sie folgende Punkte bedenken:
-
- Was soll inhaltlich wiedergegeben werden?
- Wer sind die Empfänger
- Über welche Kanäle wird die Teamentscheidung kommuniziert
Schritt 4: Lernprozess für nachhaltige Teamentscheidungen etablieren
Wenn sich eine Entscheidung als falsch erwiesen hat, hört man lautes Klagen und Vorwürfe. Diese stammen vom Team selbst, oder auch von Außenstehenden. Deshalb ist der Umgang mit Fehlern immens wichtig. Lernen Sie Fehlentscheidungen als Normalität zu akzeptieren und suchen Sie keinen Schuldigen.
Besser ist es zu verstehen, was zu dieser Teamentscheidung geführt hat. So können Sie zukünftig diese Art von Fehlentscheidungen eher vermeiden.
Manchmal haben sich einfach Rahmenbedingungen geändert und es müssen nur Details angepasst werden. Danach erscheint die Teamentscheidung wieder im richtigen Licht.
Vorgehensweise
Wir treffen über 20.000 Entscheidungen am Tag. Daher ist meine Empfehlung, sich auf systemrelevante Fehlentscheidungen zu konzentrieren.
Fazit
Eine gute Struktur klärt sämtliche Rahmenbedingungen und bereitet auf die Teamentscheidung vor. Sorgen Sie für eine geregelte Struktur und etablieren Sie einen Lernprozess im Team.
Sie müssen natürlich nicht alle Teamentscheidungen in der festen Struktur treffen. Bedenken Sie aber, dass komplexe und wichtige Teamentscheidungen Zeit brauchen, um alle mit an Bord zu nehmen.
Wenn Sie dann nicht immer das Mehrheitsbeschlussverfahren anwenden, werden Sie Schritt für Schritt lernen, schnell Teamentscheidungen zu treffen.
PS: Dieser Beitrag fokussiert sich auf den Entscheidungsprozess eines Teams. Wenn Sie zusätzliche Teamentwicklungsmaßnahmen identifizieren möchten, hilft Ihnen unser Artikel Teamentwicklung: verstehen und meistern eine Übersicht über alle Möglichkeiten zu gewinnen.
Bildquellen:
- 4‑Schritte-zur-teamentscheidung: pexels-pixabay-221172