Entscheidungen zu treffen ist schon für einen selbst gelegentlich schwierig. Als Team gemeinsam Entscheidungen zu treffen ist noch schwieriger. Wenn man dann noch alle beteiligen möchte, jeder aber eine andere Entscheidung für richtig hält, fängt das Dilemma erst richtig an. Das kann der Anfang von endlosen Diskussionen sein, die nicht selten im Streit enden. Oder: Erst äußert sich keiner, später meckern aber alle über die Entscheidung.
Gibt es tatsächlich Wege, als Team gemeinsam Entscheidungen zu treffen, ohne sich in den Diskussionen zu verlieren? Wir werden es in diesem Beitrag herausfinden!
Zunächst beleuchten wir, warum es uns schwerfällt, gemeinsam Entscheidungen zu treffen. Wir betrachten auch, wie im Team damit umgegangen werden kann. Danach stellen wir Ihnen vor, wie Sie durch eine gründliche Vorbereitung endlose Diskussionen vermeiden können.
1. Unterschiedliche Sichtweisen auf die Auswirkungen erschweren die Entscheidungsfindung
Ob wir uns FÜR oder GEGEN eine Maßnahme entscheiden, ist das Ergebnis aus den erwarteten Auswirkungen und dem Gewinn der Handlung, die jeder von uns sieht. Dieses wird durch zwei Dinge bestimmt: der Wahrscheinlichkeit, ob diese Maßnahme ein gutes Ergebnis erzielt und den Wert des Gewinns (Auswirkung), den wir persönlich sehen.
Eigentlich relativ einfach; doch der Fallstrick liegt bei der EINSCHÄTZUNG der Wahrscheinlichkeit und der Auswirkung.
Jeder von uns schätzt beides sehr unterschiedlich ein. Außerdem werden wir von unserem Umfeld stark beeinflusst und neigen daher dazu, weder die Wahrscheinlichkeit noch die Auswirkung gut einschätzen zu können.
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Dan Gilbert veranschaulicht dieses Phänomen auf seine etwas witzige Art in seinem TED-Talk „Warum wir schlechte Entscheidungen treffen“. Es gibt mittlerweile auch ein Transkript auf Deutsch.
Berücksichtigt man nun diesen Aspekt, ist offenkundig: Im Team Entscheidungen zu treffen, fällt deutlich schwerer als alleine, zumal sich die beschriebene Problematik mit der Anzahl der Teammitglieder multipliziert. Hier gilt der Satz „5 Personen = 5 Meinungen“, oder besser gesagt, 5 Auswirkungen und Wahrscheinlichkeitsberechnungen.
Auswirkung der Entscheidung bestimmen und klären
Uneinigkeit im Team beginnt mit der Wahrnehmung der Auswirkungen, die eine Entscheidung mit sich bringt. Jedes Teammitglied sieht vor dem geistigen Auge ein Bild oder eine Wahrnehmung von dem, was es bei der Maßnahme gewinnen bzw. welche Auswirkung die Maßnahme haben kann. Daher sollten Sie zunächst über diese Erwartungen und das Bild jedes einzelnen sprechen und die unterschiedlichen Sichtweisen klären.
- Output / direktes Ergebnis
- Outcomes / indirektes Ergebnis
(gewünschte (Verhaltens-)Änderungen bei der Zielgruppe aufgrund des Outputs) - Impact / Auswirkung
(Langfristige Veränderungen über die Zielgruppe hinaus)
Erfolgswahrscheinlichkeit der Entscheidung bestimmen
Als Zweites klären Sie die Erfolgswahrscheinlichkeit der Maßnahme. Jedes Teammitglied definiert seine Einschätzung. Danach erörtern Sie die Gründe für die Bewertung im Team. Hier reicht oft eine einfache Bewertung.
Ich arbeite gern mit Bewertungen von 0 – 10.
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- 0 = gar keine Erfolgschance
- 10 = 100% Erfolgschance.
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Hiermit begehen Sie einen ersten wichtigen Schritt in Richtung „Gemeinsame Entscheidungen treffen“ – der leider häufig vernachlässigt wird.
2. Mit einer guten Entscheidungsvorbereitung endlosen Diskussionen vorbeugen
Gute Entscheidungen zu treffen bedeutet, konstruktive Diskussionen im Team zu führen, ohne dass sich die Diskussionen endlos im Kreis drehen. Damit genau das nicht passiert, ist es wichtig, die Entscheidungen eingehend vorzubereiten.
Bestimmen und klären Sie, was entschieden werden soll
Um im Team überhaupt Entscheidungen treffen zu können, muss dem Team glasklar sein, worüber es entscheidet. Hier wird oft nicht genau differenziert zwischen zeitlichen, inhaltlichen oder finanziellen Komponenten der Entscheidung.
Jetzt fragen Sie sich wahrscheinlich, warum das wichtig ist. Ich erlebe vielfach, dass sich die Teammitglieder über die Grundsatz-Entscheidung einig sind, aber nicht über die unterschiedlichen Details.
Eine Aufteilung der unterschiedlichen Entscheidungskomponenten ermöglich dem Team, Kompromisse zu finden und die Richtung beizubehalten. Daher gilt: Je strukturierter der Lösungsvorschlag, desto einfacher finden Sie zu einer gemeinsamen Entscheidung.
Bereiten Sie sich auf Kompromisse vor
Wie im ersten Abschnitt beschrieben, hat jedes Teammitglied unterschiedliche Entscheidungspräferenzen, die aus den Erwartungen an die Auswirkungen resultieren. Daher ist es wichtig, sich auf Kompromisse vorzubereiten. Ein weiterer Vorteil ist, dass das Team lernt, Diskussionen in einem angemessenen Rahmen zu führen.
1. Sich auf Erwartungen vorbereiten und einlassen
Damit Sie konstruktive Diskussionen führen können, müssen Sie sich als Team auf die Erwartungen und Wünsche der einzelnen Teammitglieder einlassen und sich auf Kompromisse vorbereiten. D. h im umgekehrten Sinn: Sie müssen die Erwartungen besprochen haben.
Wenn Sie wie oben erwähnt die Auswirkungen und persönlichen Wahrscheinlichkeitsberechnungen besprochen haben, werden jedem im Team die Bedenken der anderen bewusst werden. Falls nicht – sprechen Sie diesen Punkt explizit an.
Überlegen Sie danach, welchen Abweichungen Sie zustimmen könnten oder welche Eingeständnisse Sie eingehen können. Dazu ist es hilfreich, sich bewusst zu werden, was am Ergebnis wichtig ist. Fragen Sie sich, ob nicht mehrere Lösungswege zum gleichen Ergebnis führen könnten.
2. Alle beteiligen sich an der Diskussion – sonst gibt es keinen Kompromiss
Vermeiden Sie es, dass sich Teammitglieder zurückziehen oder einzelne versuchen, sich mit Macht durchzusetzen und einige dadurch einfach nur nachgeben. Jeder muss zu Wort kommen. Ziel ist es, einen breiten Konsens zu erreichen und gemeinsam die Entscheidung zu treffen.
Zwei Lösungsfindungsmethoden, die einen Konsens erleichtern:
1. All-in Lösung erarbeiten
Die All-in Methode beinhaltet alle Vorteile aller Lösungsvorschläge. Reduzieren Sie hierzu zunächst die Lösungsoptionen.
Nehmen Sie dann z. B. alle Vorteile von Lösung A und B und überlegen Sie rückwärts, wie die Lösung aussehen würde, die alle Vorteile beinhaltet.
2. Die Suche nach dem gemeinsamen Nenner
Hierzu klären Sie, welche Punkte sowohl in Lösung A wie auch in B vorkommen. Diese notieren Sie in einer Tabelle auf der linken Seite.
Danach notieren Sie alle anderen Aspekte der Lösung auf der rechten Seite der Tabelle, also die unterschiedlichen Aspekte der Lösungen. Damit haben Sie bereits alles Notwendige vorbereitet.
Im ersten Schritt besprechen Sie nun, wie eine Lösung aussehen könnte, die nur die Aspekte auf der linken Seite (Gemeinsamkeiten) beinhaltet.
In einem zweiten Schritt kategorisieren Sie die unterschiedlichen Aspekte (rechte Spalte der Tabelle) nach zeitlicher Dimension, Ressourcen, Inhalten etc. Sie können auch eine zweite Arbeitsgruppe bilden und parallel zum ersten Schritt arbeiten.
Jetzt werden Sie schon genauer erkennen, wo sich das Team uneinig ist. Besprechen Sie, worüber genau Sie sich bei jedem einzelnen Punkt uneinig sind.
Versuchen Sie danach, alle einzelnen Punkte soweit anzupassen, dass Sie eine Lösung finden, mit der alle einverstanden sind.
Meiner Erfahrung nach finden viele Gruppen bereits während des zweiten Schritts einen gemeinsamen Konsens. Die Visualisierung der Punkte vereinfacht den Teams extrem, eine gemeinsame Entscheidung zu treffen.
Fazit
Gemeinsam Entscheidungen treffen im Team ist nicht unmöglich. Ein gemeinsames Verständnis über die verschiedenen Entscheidungspräferenzen und eine Bewertung der Auswirkungen sind die Basis für konstruktive Diskussionen. Wenn Sie sich dann noch auf Kompromisse vorbereiten, werden endlose Diskussionen, die sich ständig im Kreis drehen, bald der Vergangenheit angehören.
Ich wünsche Ihnen anregende Diskussionen.
PS: Wenn Sie zusätzliche Teamentwicklungsmaßnahmen identifizieren möchten, lesen Sie unseren Artikel Teamentwicklung: verstehen und meistern. Der Beitrag hilft alle wesentlichen Aufgabenfelder zu adressieren.
Bildquellen:
- Entscheidungen im Team: iStock.com/IPGGutenbergUKLtd